Migrantenvertreter Dino Schosche zeigt sich irritiert von der neuesten Publikation der Reihe „Perspektiven Integration“ des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Zum Thema Schulen mit hohem MigrantInnenanteil würden zwar etliche AutorInnen Stellung nehmen. Pädagogik- oder MigrationsexpertInnen seien aber keine darunter. Erwartungsgemäß gebe die Publikation „Allgemeinplätze, Gerüchte und Einzelmeinungen“ wieder, sei aber keine echte Hilfe.

„Niemand bestreitet, dass Schulen mit Kindern von Eltern aus vielen Herkunftsländern andere Voraussetzungen brauchen als Schulen, in denen das nicht der Fall ist“, reagiert Migrantenvertreter Dino Schosche auf die jüngste Publikation des ÖIF zum Thema „Brennpunktschulen“. „Um zu wissen, was zu tun ist, braucht es aber solide Expertisen, genaue Statistiken und präzise Studien, kurz: wissenschaftliche Arbeit“, sagt Schosche, der auch Gründer der Integrationswoche ist.

Es sei auch wichtig, dass etwa Lehrerinnen und Lehrer aus Schulen mit vielen Kindern mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund zu Wort kommen: „Natürlich leistet die Sicht dieser Menschen einen wertvollen Beitrag zu dieser Debatte. Sich allein auf Beiträge Betroffener zu verlassen, ist aber zu wenig. Was dann herauskommt, sind Allgemeinplätze, Gerüchte und Einzelmeinungen. Genau das ist mit der jüngsten Publikation des ÖIF passiert“, kritisiert Schosche. „In Summe schaut das schon sehr tendenziös aus: Wieder geht es nur um das Kopftuch und angebliche Sprachdefizite. Wie groß diese Themen wirklich sind, wurde aber nicht untersucht. Das geht so nicht.“

Zahlreiche Statistiken würden belegen, dass es Kinder von Eltern aus anderen Herkunftsländern im heimischen Bildungssystem besonders schwer hätten, sagt Schosche. „Das hat viele Gründe. Unter anderem haben wir ein Schulsystem, das auf unterschiedliche soziale Voraussetzungen wenig Rücksicht nimmt. Das benachteiligt auch Kinder österreichischer Eltern mit geringem Einkommen. Hier wird aber so getan, als sei das alles ein rein kulturelles Problem. Dem widersprechen Expertinnen und Experten – die kommen in dieser Publikation aber nicht zu Wort.“

Er würde sich wünschen, dass echte Probleme und Defizite identifiziert werden. „Auch Eltern mit Migrationshintergrund wollen das Beste für ihre Kinder. Dabei hätten sie gerne Unterstützung von Einrichtungen wie dem Integrationsfonds, der ja auch von unseren Steuern bezahlt wird. Stattdessen bekommen wir wieder eine Publikation serviert, in der anhand von Einzelbeispielen gesagt wird, dass wir wieder selber schuld sind. Das löst weder das Problem noch führt es dazu, dass wir uns als Eltern ernst genommen fühlen.“

Für den Migrantenvertreter ist diese Publikation des Integrationsfonds kein Einzelfall. Der ÖIF falle ständig mit sehr regierungsfreundlichen Studien und Veröffentlichungen auf. „Offensichtlich versteht sich der Integrationsfonds als Einrichtung, die Regierungsarbeit rechtfertigen soll. Diese Arbeit ist ausgesprochen gegen MigrantInnen und ihre Integration in Österreich gerichtet“, sagt Schosche. „Der ÖIF untermauert das mit Studien von Pseudoexpertinnen und -experten, die man teilweise sogar aus dem Ausland holen muss, offenbar, damit es nicht so auffällt.“ Auffällig sei auch, was fehle: „Mir ist zum Beispiel keine einzige Studie bekannt, in der sich der Integrationsfonds mit der Diskriminierung von MigrantInnen in Österreich beschäftigt. Dabei zählt das leider für einen großen Teil von uns zum Alltag. Dass das erschwert, dass sich ZuwandererInnen in diese Gesellschaft einfügen können, liegt auf der Hand. Aber dazu gibt es vom ÖIF kein Wort.“

Das sei enttäuschend. MigrantInnen seien eigentlich die KundInnen des Integrationsfonds, sagt Migrantenvertreter Schosche. „Ich kenne kaum eine Institution, die so respektlos gegenüber ihren KundInnen ist wie der Integrationsfonds“, sagt Schosche. „Das ist schade. Eigentlich brauchen wir in diesem Land eine Einrichtung, die sich ernsthaft mit Migration und Integration auseinandersetzt. Die sehe ich bislang nicht.“

 

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